Kölner Stadtanzeiger 06.06.2002

 

Eine verfahrene Situation / Unfall-Kommission nennt Gefahrenstellen auf den Straßen

Die Zahl der Verkehrstoten hat sich mehr als verdoppelt - und immer öfter sind Senioren in Unfälle verwickelt.

VON OLIVER GÖRTZ

Nippes/Chorweiler - "Zwar ist die Anzahl der Unfall-Häufungsstellen gleich geblieben, dafür gab es deutlich mehr Tote", bilanziert Alexan-dra Foxius das Verkehrsgeschehen im Kölner Norden. Die Leiterin der Unfallkommission - ein Gremium aus Verwaltung und Polizei - stützt sich dabei auf Statistiken für das Jahr 2001, die zeigen, an welchen Stellen es besonders häufig gekracht hat. Zudem werden dort Unfälle nach dem Schweregrad der Personen- und Sachschäden untergliedert. Diese Zahlen wurden nun den Bezirksvertretungen Nippes und Chorweiler vorgelegt. Die absoluten Unfallzahlen für die Stadtteile wurden aber noch nicht veröffentlicht.

Im vergangenen Jahr gab es in den beiden Nord-Bezirken neun Verkehrstote (fünf mehr als im Jahr 2000). Allein acht Menschen kamen auf den Straßen des Bezirks Chorweiler ums Leben: "Das liegt an der geringen Verkehrsdichte und den oft gut ausgebauten Straßen - beides verleitet zu schnellem Fahren", erläutert Foxius. Wenn es dann zu Zusammenstößen komme, seien die Folgen gleich fatal. Fast alle Verkehrstoten starben an Stellen, die nicht zu den Unfall-Schwerpunkten zählen. "Da sind viele unglückliche Zufälle zusammenkommen", erläutert die Verkehrsexpertin. Und sie zieht noch ein weiteres Fazit: Unter den ohnehin stets gefährdeten Fußgängern und Radlern sind immer öfter ältere Menschen an Unfällen beteiligt. Vier der neun Toten waren Radfahrer über 70 Jahre, drei von ihnen hielten sich nach Angaben der Kommission nicht an die Verkehrsregeln. "Diese Tendenz stellen wir im gesamten Stadtgebiet fest", so Foxius. Gab es im Vorjahr in Köln elf Tote über 60 Jahre, so sind es schon jetzt zwölf in den ersten Monaten dieses Jahres.

Der schlimmste Unfall-Häufungspunkt in Nippes war einmal mehr die Innere Kanalstraße. Allein an der Kreuzung mit der Neusser Straße krachte es im letzten Jahr 73 Mal (20 Mal öfter als 2000). Dabei verletzten sich zwei Menschen schwer, 13 leicht. Nur wenige hundert Meter weiter, an der Kreuzung Innere Kanalstraße/Niehler Straße, registrierte die Kommission 63 Zusammenstöße (vier Schwer-, sechs Leichtverletzte). "Die Innere Kanalstraße ist eine der wichtigsten Achsen der Stadt", sagt Foxius. Wegen des starken Verkehrs könne dort oft nicht sehr schnell gefahren werden. Deshalb sei die Anzahl der Unfälle hoch, die der Verletzungen aber vergleichsweise niedrig.

Die Situation im Bezirk Chorweiler war dagegen - die tragischen Todesfälle ausgenommen - deutlich ruhiger. Hier schepperte es bei den Worringer Auf- und Abfahrten zur A 57 an der Sinnersdorfer Straße mit 13 Unfällen (ein Schwer-, zehn Leichtverletzte) am häufigsten. Autofahrer stießen hier auf ein scheinbar unüberwindliches Problem: "Links abbiegen", stöhnt Foxius, "wie so oft." An der Kreuzung von Neusser Landstraße, Blumenbergsweg und Mennweg in Fühlingen wurden vergangenes Jahr zehn Unfälle (sieben Leichtverletzte) verzeichnet. Dies bedeutet Platz zwei der Unfallschwerpunkte im Bezirk Chorweiler - und Rang neun im gesamten Kölner Norden.

Um den Risikofaktor Straßenverkehr zu minimieren, sucht Foxius nach einer Mixtur aus "Regeltechnik und Aufklärung". Doch gerade aus technischer Sicht seien an auffälligen Stellen wie der Kanalstraße kaum Verbesserungen möglich: "Die Ampelphasen zu ändern - das würde die Leute nur aggressiver machen." Dennoch könnten neue Beschilderungen und Markierungen viele Unfallstellen entschärfen. Die einfachste, zugleich wirksamste Lösung liege freilich in Händen der Verkehrsteilnehmer selbst: "Aufmerksamer und passiver fahren."
Autor: OLIVER GÖRTZ

Land: Kölner Stadtgebiet5; Kölner Stadtgebiet6
Deskriptoren: Straßenverkehr; Unfallstatistik

Datenbank KSTA
Dokumentennummer: KS-06-06-2002-014A001704C5