Von Petra Wischgoll, 26.05.10, 14:33h
Bis zu 80 Zentimeter könnte die Trasse dort, wo es erforderlich ist, erhöht werden. „Wir wollen in der Straße keine Wellenbewegungen“, erklärt Stolte-Neumann. „Wir machen das, was notwendig ist.“ Ob es dadurch zu Bauverzögerungen kommt, ist ebenfalls unklar. „Wenn, dann nur für eine sehr kurze Zeit“, sagt Stolte-Neumann.
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass sich zwischen Fühlingen, Worringen und den Rheindörfern ein ehemaliges Industriegebiet aus der Römerzeit befindet. Entstanden zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert nach Christus, betrieben dort das römische Militär und Privatleute große Ziegeleien. Da der Boden über einen hohen Lehm- und Tongehalt verfügt, wurde dort Ton abgebaut, zu Ziegeln geformt und gebrannt. „Die Öfen waren tief in den Boden eingegraben und so groß wie eine Garage“, erklärt Bodendenkmalpfleger Marcus Trier vom Römisch-Germanischen Museum.
Bei Routineuntersuchungen im Rahmen der geplanten Bebauung des Rewe-Frischelagers und der Ortsumgehung stieß der Kampfmittelräumdienst östlich von Fühlingen auf einen der unterirdischen Brennöfen.
Die als Verlängerung der Industriestraße bis zum Mennweg geplante Trasse führt mitten durch das historische Areal - und stellt das Amt für Bodendenkmalpflege nun vor viele Probleme. Denn wenn die seit langem ersehnte Umgehungsstraße wie bislang geplant gebaut wird, zerstört sie das Bodendenkmal. Gräbt man die Ziegeleien aus und dokumentiert sie, wird die antike Anlage ebenfalls zerstört. Auch der Zeitplan würde durcheinander kommen. „Ausgrabungen kosten immer Zeit, und es kommt durch sie zu Bauverzögerungen“, sagt Trier. „Das Bodendenkmal muss ja nicht sichtbar sein. Wir wollen es erhalten und auch die Trasse bauen.“
Deshalb schlugen die Bodendenkmalpfleger vor, den Boden an der Stelle, wo die Ortsumgehung direkt auf das Denkmal stößt, einfach aufzuschütten und die Umgehungsstraße über die dadurch entsehende Erhöhung zu führen. Damit würde es nicht zerstört werden, sondern in der Erde erhalten bleiben und sicher vor Zerstörung sein. „In dieser Sache sind wir uns mit allen zuständigen Ämtern einig“, sagt Trier. „So, wie es angedacht ist, ist das ist eine sehr gute Lösung.“