Straßenbahnlinie 12 bis Mennweg
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Ein alter Plan wird wieder
ausgegraben
Bericht aus dem Kölner
Stadtanzeiger vom 22.09.2005
Alter Plan findet neue Anhänger
Ausbau der Linie 12 gefordert
Täglich müssten bis zu 7000 Fahrgäste zwischen
Merkenich und Worringen einsteigen, damit sich eine Verlängerung rechnet.
VON OLIVER GÖRTZ
Chorweiler - Als sich kürzlich der
Stadtentwicklungsausschuss mit dem Ausbau der Stadtbahn-Linien 3, 5 und 6 nach
Esch, Pesch und Auweiler befasste, spitzten die Stadtteilpolitiker in Chorweiler
gleich die Ohren. Dass sich städtische Planer mit dem Ausbau des
Schienennahverkehrs im äußersten Kölner Norden beschäftigen, ist schon lange
nicht mehr vorgekommen. Diesen Anlass nutzte jetzt die Bezirksvertretung, an ein
anderes, fast vergessenes Vorhaben zu erinnern: Die Verlängerung der Linie 12
über die Endhaltestelle in Merkenich hinaus, durch die Rheindörfer bis nach
Worringen. Auf Antrag der SPD beschloss das Chorweiler Gremium einstimmig, die
Verwaltung möge diesen Ausbau "in die mittelfristige Finanzplanung" aufnehmen.
Die Stadtteile zwischen Merkenich und Worringen seien mit
Linienbussen schlecht erschlossen, argumentierte Alfred Becker (SPD). Seine
Hoffnung auf die Verlängerung nähre sich zudem dadurch, dass "die Trassenführung
bereits besteht." Dass die Forderung, wie Becker sagt, "eine uralte Geschichte
ist", unterstrich ebenso Roland Koch (CDU): "Schon Adenauer hat das den
Worringern zugesagt."
Gerd Neweling, kommissarischer Leiter des Amts für Brücken und
Stadtbahnbau, muss tief in den Akten wühlen, um den Sachstand zur Linie 12
herauszufinden. Zuletzt 1992, in einem vom Rat beschlossenen
Gesamtverkehrskonzept für Köln, tauche das Anliegen auf. Neben der möglichen
Streckenführung sei darin lediglich vermerkt, dass die vorhandene Trasse
"gesichert" werden solle, damit dort niemand etwa ein Haus baue, "mehr nicht",
sagte Neweling. Das Konzept stellt zur Diskussion, dass die 12 nach der Station
Merkenich in etwa parallel zur Alten Römerstraße verlaufen könnte. Dabei hält
sie zwei Mal: In Kasselberg und in Langel, wo sie nach 3,2 Kilometern in Nähe
der Rhein-Fähre endet.
Keine Priorität
Eine weitere Verlängerung nach Worringen, wie sie die
Stadtteilpolitiker anregten, ist in dem Entwurf nicht vorgesehen. "Die Planungen
sind nicht mehr als ein Strich auf der Landkarte und derzeit nicht prioritär",
so Neweling. Weder Bund, noch Land oder Stadt, könnten den Ausbau finanziell
tragen. Genaue Kosten konnte Neweling wegen der seit Jahren ruhenden Planung
freilich nicht nennen.
Auch KVB-Sprecher Joachim Berger hält den Ausbau für "wenig
realistisch": "Nach der Haltestelle Niehl ist die Linie 12, außer durch die
Ford-Werke, sehr wenig frequentiert." Das Fahrgastaufkommen über Merkenich
hinaus sei "wohl nicht relevant", eine Straßenbahn dort deshalb "nicht
rentabel". 6000 bis 7000 Menschen täglich müssten es schon sein, damit sich die
Strecke lohne. Und Kölns Nordzipfel Worringen "hat mit der S-Bahn schon eine
leistungsstarke City-Anbindung", so Berger.
Das Konzept von 1992 sieht über die heutige Endstation
Merkenich hinaus einen Ausbau der Linie 12 bis Langel vor - mit Haltepunkt in
Kasselberg.
Kölner Stadt-Anzeiger vom 10. August 1989; Autor: Susanne Küppers, Zeichnung:
Butschan
Schiene soll künftig den Vorrang haben
Busnetz wurde jedoch noch nicht in die Planung aufgenommen
Stadt legt
ein Gesamtverkehrskonzept vor - Verwaltung erläutert die Auswirkungen für den
Kölner Norden
Die
Stadtverwaltung hat den politischen Gremien nun einen Verkehrsplan zur
Diskussion vorgelegt, der die Entwicklungstrends der Kölner Verkehrsverhältnisse
bis ins nächste Jahrtausend berücksichtigt: das sogenannte Gesamtverkehrskonzept
(GVK).
Alle Verkehrsnetze - also Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr sowie
der öffentliche Personen-Nahverkehr und der überregionale Verkehr - erscheinen
in dieser Obersicht erstmals zusammengefaßt als Gesamtverkehrsnetz. Verhindert
werden sollen so zum Beispiel nur kurzfristig wirksame Investitionen wie etwa
der übereilte Bau von Straßen, die nach einem Rückgang des Verkehrsaufkommens,
den Fachleute nach dem Jahre 2010 prognostizieren, unnötig
würden.
Weiteres Ziel des umfangreichen Planwerkes soll die Stärkung der
öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber dem Auto sein. So plädieren die
Stadtplaner unter anderem für die Verlängerung von Bahnlinien in den
Vororten.
Einzig das Busnetz ist bisher noch nicht in den
Gesamtverkehrsplan eingearbeitet worden. Die Verwaltung erläuterte auch in der
Bezirksvertretung Chorweiler die derzeitige Verkehrssituation und die Prognosen
und Planungen für die nächsten Jahrzehnte im Kölner Norden.
"Man kann für
den Stadtbezirk Chorweiler nicht von einem ausgeglichenen Angebot für alle
Verkehrsarten sprechen. Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel sind, außer in der
Nähe der S-Bahn-Stationen, wegen der langen Wege zu benachbarten Stadtbezirken,
zur Innenstadt und zu den Nachbarstädten, gegenüber Autofahrern eindeutig im
Nachteil", heißt es in der Situationsbeschreibung im neuen
Verkehrsplan.
Die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel von der
Innenstadt in einige Vororte seien zum Teil sogar ungünstiger als etwa
Verbindungen zwischen Köln und den Innenstädten von Bonn, Aachen, Düsseldorf
oder Duisburg, lautet eine Kritik an den derzeitigen Verhältnissen.
Dies
führe zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil des Autoverkehrs in diesen
Stadtteilen, heißt es in der Beschreibung der Chorweiler Verkehrsverhältnisse.
Unter anderem sei eine bessere Abstimmung der Fahrpläne aller öffentlichen
Verkehrsmittel erforderlich.
Für den überbezirklichen Verkehr stellen die
Experten folgende Pläne vor:
Die ehemals geplante Autobahn 542 zwischen
der A 57 und der A 59 mit einer Rheinbrücke östlich von Worringen ist im
Gesamtverkehrskonzept aufgegeben worden. Hierfür bestehe keine dringende
Notwendigkeit mehr, heißt es.
Weitergebaut werden soll dagegen die
Industriestraße (zwei verschiedene Trassenführungen stehen hier zur Diskussion)
bis nördlich von Fühlingen, um dort mit der B 9 (Neusser Landstraße) und dem
Blumenbergsweg verknüpft werden zu können.
So entstehen überörtliche
Straßenverbindungen zu den Autobahnabfahrten Worringen und Niehl. Die noch zu
verlängernde Mercatorstraße soll ebenfalls an den Blumenbergsweg angeschlossen
werden.
An die Mercatorstraße wird auch die vorgesehene Nordumgehung
Volkhoven/Weiler, die in die geplante Escher Umgehungsstraße münden soll,
angebunden. Auch eine Auffahrts- und Abfahrtsmöglichkeit von der A 57 in Höhe
der Abfahrt Chorweiler in Richtung Neuss oder von dort kommend ist im Plan
gekennzeichnet.
Bei den überbezirklichen Radwegverbindungen sprechen sich
die Planer für eine Weiterentwicklung der Nord-Süd-Route von Nippes nach
Dormagen und der Ost-West-Route von Langel nach Pulheim aus.
Die
Entwicklung im Kernbereich von Chorweiler (Blumenberg, Chorweiler, Fühlingen,
Lindweiler, Volkhoven/Weiler, Seeberg):
Verbessert werden muß hier nach
Ansicht der Fachleute besonders die Erreichbarkeit der weiterführenden Schulen
des Stadtbezirks mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch zu Fuß. Dazu gehört
der Umbau großflächiger und für Fußgänger gefährlicher Straßenkreuzungen.
Die
beiden Knotenpunkte Willi-Suth-Allee und Athener Ring/Herstattallee könnten
beispielsweise durch bauliche Umgestaltungen zusammengefaßt werden. Eine
Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der Neusser Landstraße in Fühlingen wird
nach der Verlängerung der Industriestraße als Umgehungsstraße Fühlingen
angestrebt.
Die Planungen für Merkenich, Rheinkassel, Langel und das
Gewerbegebiet Feldkassel:
Die "Entwidmung" (Entfernung) der Alten Römerstraße
zwischen Langel und Worringen nach der Fertigstellung der Fühlinger
Umgehungsstraße und die Verlängerung der KVB-Linie 12 bis nach Langel und zum
dortigen Gewerbegebiet sind die beiden zentralen Ideen im GVK.
Der
Verkehr in den Stadtteilen Esch, Auweiler und Pesch:
Besonders störend ist
hier der hohe Durchgangsverkehr nach Sinnersdorf und Pulheim. Der GVK führt hier
lediglich die bereits vorhandenen Pläne zur Verkehrsberuhigung der 1975
eingemeindeten Stadtteile sowie die Planentwürfe für die Umgehungstrage Esch
auf.
Das Konzept für Roggendorf/Thenhoven und Worringen:
Zwei Straßen
in der Nähe des Wasserschutzgebietes in Weiler sollen langfristig für den
Autoverkehr aufgegeben werden. Nach der Anbindung der Mercatorstraße an den
Blumenbergsweg soll der Dresenhofweg, der von Weiler nach Worringen führt, nur
noch für Radfahrer zu benutzen sein. Vom Blumenbergsweg können Autofahrer dann
in die Bruchstraße Richtung Worringer S-Bahnhof einbiegen.
Für den
Kfz-Verkehr gesperrt werden soll die Verbindung zwischen Roggendorf/Thenhoven
und Esch. Autofahrer sollen in Zukunft, wenn in Höhe der Autobahnabfahrt
Chorweiler auch eine Auffahrt in Richtung Neuss und eine Abfahrt für Autofahrer
aus Neuss geschaffen worden ist, die Autobahn 57 benutzen, um von Esch nach
Roggendorf/ Thenhoven oder umgekehrt zu gelangen. Außerdem ist die seit Jahren
geplante Nordumgehung Roggendorf/Thenhoven, die den von Worringen kommenden
Verkehr in Richtung Westen aufnehmen soll, im GVK eingezeichnet.
In Worringen
kann der Ost-West-Verkehr allerdings nur über die St.-Tönnis-Straße mitten durch
den Ort geführt werden. Die Stadtplaner plädieren daher für verkehrsberuhigende
Maßnahmen in der gesamten Ortschaft. An den S-Bahnhöfen Worringen, Blumenberg
und Chorweiler sollen weitere "Park and Ride"-Plätze angelegt werden. Auf Kritik
in der Bezirksvertretung Chorweiler stießen die langfristigen Pläne zur Sperrung
der Straßenverbindung Esch-Roggendorf für Autofahrer. Der Umweg über die
Autobahn könne den Bürgern nicht zugemutet werden, hieß es.
Die Grünen
bemängelten besonders das Fehlen eines Buskonzepts. Ohne die Prognosen für den
Busverkehr in den nächsten Jahren könne man nicht über ein Verkehrskonzept
abstimmen. Auch die Unterstützung des GVK für den Bau zahlreicher
Umgehungsstraßen stieß bei den Grünen auf Ablehnung.
Ihr Votum für oder
gegen das Gesamtverkehrskonzept will die Bezirksvertretung in ihrer ersten
Sitzung nach den Ferien abgeben. Die Sommerpause wollten die Fraktionen noch zur
Beratung nutzen.